Stadtteileingangsschild Schlaatz bei sonnigem Wetter

Alle Entwürfe im Überblick

Die Ideen der neun teilnehmenden Teams im Rahmen des Masterplanverfahrens für den Schlaatz

Im September 2021 wurde der Wettbewerb für den Masterplan „Schlaatz 2030“ ausgelobt. Teams aus Stadtplanungs- Landschaftsarchitektur- und Architekturbüros konnten ihre Entwürfe einreichen. Sie hatten bis November 2021 die Aufgabe, Antworten zur Gestaltung des Städtebaus und Freiraums zu finden, um den Schlaatz zu einem noch lebenswerteren und gut durchmischten Stadtquartier mit einem vielfältigen Wohnungsangebot zu entwickeln. Insgesamt neun Büros beteiligten sich am Wettbewerb. Am 11. Januar tagte das Preisgericht und wählte die drei besten Entwürfe aus, die in der anschließenden Mehrfachbeauftragung weiter vertieft werden.

Die drei von der Jury ausgewählten Entwürfe sind:

Hand in Hand für den Schlaatz – ein blau-grünes Rückgrat

Bild: bauchplan

Die entwurfsleitende Idee

Im Zentrum des Entwurfs steht der Rhythmus des Grünraumes der umliegenden Naturräume. Dieser wird aufgegriffen und entlang der ehemaligen langen Linie und des Panoramaweges durch das Quartier gezogen. So bildet der Schlaatz einen grünen Schulterschluss mit den angrenzenden Nachbarschaften. Die natürliche Hauptachse wird von zwei urbanen Achsen umarmt, welche sich in den Gassen treffen und sich sinnbildlich die Hand geben. Städtebaulich werden die Bestandsgebäude zur Förderung der Klimaresilienz ergänzt.

Diese können mittels einer Bürgerinnenbeteiligung von den Bewohnerinnen aus einem Maßnahmenkatalog ausgewählt werden. Gleichzeitig wird dadurch der Bezug zum Quartier am Schlaatz gestärkt und quartiersbezogene Nachbarschaften gestärkt.

Bild: bauchplan

Zum Neubau zählen platzbildende Punkthäuser und Zeilenbauten welche die innere urbane Achse unterstützen. Darüberhinaus orientiert sich der Entwurf an einem zukunftsweisenden Mobilitätskonzept.

Bild: bauchplan

Der ruhende motorisierte Verkehr wird weitestgehend aus dem Gebiet, in Mobilityhubs verlagert, um so den Rad- und Fußverkehr genügend Platz zu schaffen. Jener frei gewordene Platz kommt auch der Aufenthaltsqualität des Freiraumes zu gute. Neben einer Entsiegelung, sind auch Baumneupflanzungen und urbanes Gärtnern Teil des Entwurfs. Die Maßnahmen bieten ein naturnahes Wohnen inmitten der Stadt und mehr Raum für Flora und Fauna.

Bild: bauchplan

Beurteilung durch das Preisgericht:

Die Arbeit überzeugt durch die Schaffung eines blau-grünen Rückgrates, indem die Lange Linie als ein wassergeprägter Grünraum ausgebildet wird. Gekonnt knüpft der Entwurf dieser Grünen Achse an den Landschaftsraum der Nuthe zweiseitig an und interpretiert geschickt die vormalige Landschaftstypologie des Moores.

So gelingt den Verfasser:innen einerseits eine identitätsstiftende, neue Wahrnehmung und Raumqualität für den Schlaatz und andererseits die Schaffung einer ökologischen grün-blauen Infrastruktur, welche die notwendige Resilienz des Siedlungsraumes im Hinblick auf Klimaanpassung und Biodiversität stärkt. Eine neue Marke Schlaatz.

Kontrovers diskutiert wurde aber die amorphe Wegeführung, die eine direkte Verknüpfung negiert. Auch fehlt eine ausdifferenzierte Berücksichtigung der unterschiedlichen Erschließungssituationen entlang der Langen Linie. Darüber hinaus erscheinen die, aus der Schaffung dieses Grünen Rückgrates resultierenden, notwendigen befestigten Erschließungsflächen an der Nahtstelle zum Übergang des Nuthe-Landschaftsraumes als sehr qualitätsreduzierend. Wünschenswert wären auch weitere differenziertere Nutzungsangebote innerhalb dieses neuen Grünen Bandes.

Neben diesem klaren grünen Winkel erscheinen die anderen öffentlichen Räume, wie z.B. der Marktplatz, eher diffus und die heterogenen und unruhigen Baumsetzungen wenig zielführend. Weiterhin lässt der Entwurf eine klare und direkte Vernetzung von wichtigen Punkten, wie z.B. Tram zu Sportpark, vermissen. Auch ist die Setzung eines Mobility Hubs auf dem Magnus-Zeller-Platz noch kein befriedigender Ansatz für diesen wichtigen Quartierseingang.

Die Reduzierung der neuen Baukörper in erster Linie auf funktionale Nutzungsstrukturen und die reduzierte Schaffung Neuen Wohnraums wird nicht akzeptiert, auch wenn diese Haltung entwurfskongruent ist.

Das vorgeschlagene Mobilitätskonzept wird gewürdigt im Hinblick auf Minimierung des Durchgangverkehrs, seine Funktionalität wird aber kontrovers diskutiert. Die Aktivierung der Innenhöfe zu gemeinschaftlichen Außenräumen wird begrüßt und die aufgezeigte exemplarische Ausformulierung kann überzeugen.
Dies trifft für die vertieft dargestellten Platz-und Freiräume nur bedingt zu, sie wirken in Teilbereichen noch zu unruhig.

Die Arbeit bietet mit ihrem aus der Landschaft entwickelten Raumansatz eine gute Grundlage für die Zukunft des Schlaatz, muss aber in den Aspekten einer klareren Erschließungsstruktur, Orientierung und insbesondere in der verträglichen Schaffung von ergänzendem Wohnraum noch neue Antworten liefern.

Überarbeitungshinweise durch die Jury:

  • Die Erschließungsfunktion der „Langen Linien“ (Zugänglichkeit der Häuser, durchgängige Radwegeverbindung) ist zu überprüfen.
  • Die Unterschiedlichkeit der Erschließung der Häuser über den Innenhof und über die Lange Linie ist im Freiraumkonzept differenziert zu behandeln.
  • Schlaatzer Markt und Magnus-Zeller-Platz sind vertieft auszuarbeiten.
  • Das Angebot an (barrierefreiem) Wohnraum sollte erweitert werden (Mindestmaß Richtwert der Auslobung ca. 570 neue WE). Hierfür könnten u.a. die Schließung offener Eckgebäude oder Erweiterungen des Wohnungsbestands an den Quartierseingängen genutzt werden.
  • Zusätzlichen Verkehrsbelastungen in benachbarten Gebieten ist entgegenzuwirken.
  • Das vorliegende Konzept zur Nuthe-Renaturierung ist konzeptionell zu integrieren.

Die Präsentationspläne

Back to the Schlaatz – Citizen Journey

Die entwurfsleitende Idee

Das Konzept bricht mit Funktionstrennungen und setzt auf Kreisläufe sowie die Gemeinschaft. Die Verdichtungen und Bündelungen ergeben sich aus gesamtstädtischen Bedeutungen und Bedarfen.

Bild: AG Urban

Der Schlaatz wird produktives und innovatives Subzentrum, nimmt dabei neue und alte Bewohnende mit. Der Schlaatz wird Circular City und zeigt wie durch lokale Produktion und lokal geschlossene Kreisläufe Wirtschaft, Ökologie & Soziales im Einklang ist.

Bild: AG Urban
Bild: AG Urban

Beurteilung durch das Preisgericht:

Das Projekt schießt in einigen Belangen über das Ziel hinaus, insbesondere die Überplanung der westlich benachbarten Kleingartenanlage widerspricht der Auslobung. Die Kleingärten stehen nicht zur Disposition. Andererseits sind Enthusiasmus und Energie im Verfahren gefragt, um den Schlaatz beispielhaft ins 21. Jahrhundert zu bringen. Das Projekt setzt auf das Thema der produktiven Stadt. Das ist ein interessanter zeitgemäßer Ansatz und er könnte in dem anschließenden Verfahren auf den Prüfstand gestellt werden.


Der Entwurf strebt ein attraktives, nutzungsgemischtes Quartier mit maßvoller urbaner Produktion und alternativer Mobilität an, entwickelt den Bestand intensiv weiter und setzt auf starke Nachverdichtung im Schlaatz. Durch „…Ersetzen, Ergänzen, Andocken, Aufstocken…“ wird der bestehende Städtebau in Richtung geschlossener Blockbebauung getrieben und die Notwendigkeit an zusätzlichen Wohnungen beantwortet. Die Blöcke bleiben aber teilweise offen, insbesondere wird die heutige Qualität ihrer Weite gewahrt. Der Anteil an „Ersetzen“, der Abbruch voraussetzt, scheint jedoch zu hoch zu sein, er steht im Widerspruch mit dem Anliegen einer nachhaltigen Entwicklung und ist daher zu minimieren.

Das Projekt weist die im Vergleich größte BGF aus (auch ohne die Überschreitungen des Wettbewerbsgebiets), die aber bei Reduktion des Ersatzes von Bestand überprüft werden müsste. Eine Reduktion der Nutzflächen auf das in der Ausschreibung angepeilte Maß wird von der Jury als dem Konzept zuträglich erachtet und soll in den nächsten Phasen sichtbar gemacht werden.

Auch die Freiräume werden unter dem Grundthema der „produktiven Stadt“ behandelt. Urbane Agrikultur soll viele Flächen einbeziehen, ohne diese monofunktional anderen Nutzungen zu entziehen. In den Höfen sollen statt der Stellplätze auch dafür Gärten angelegt werden. Auch dies erfordert ein alternatives Verkehrskonzept, das die Verfasser in ihrem integrativen Ansatz vorschlagen. Die Grundstruktur des Schlaatz eines von Landschaft durchdrungenen Quartiers wird beibehalten und weiterentwickelt.

Das Preisgericht sieht in diesem multicodierten Entwurf eine Chance, soziale Impulse über den reinen Wohnungsbau hinaus in die Entwicklung des Schlaatz zu bringen.

Überarbeitungshinweise durch das Preisgericht:

  • Die Überplanung der Schrebergarten-Anlage Horstweg ist nicht weiterzuverfolgen.
  • Das Konzept des Umbaus einer Wohnsiedlung zur produktiven Stadt bei Wegfall des Neubauareals in den Bestandsstrukturen ist zu überprüfen/verifizieren (alle Dimensionen betreffend: Gebäudestruktur, Erschließung).
  • Der Umfang der Eingriffe in den Bestand (Abriss-Neubau) ist deutlich herauszuarbeiten und kritisch zu überprüfen.
  • Konzept zur sozialen Infrastruktur ist zu überprüfen (Größe, Lage/Zuordnung).
  • Das vorliegende Konzept zur Nuthe-Renaturierung ist konzeptionell zu integrieren.
  • Es ist eine bessere Einbindung der Käthe-Kollwitz-Siedlung in den Schlaatz zu entwickeln.

Die Präsentationspläne

BLAU GRÜNES NETZ VERZAHNUNG VON STADT UND LANDSCHAFT

Bild: Octagon

Die entwurfsleitende Idee

Das vorgeschlagene Entwurfskonzept basiert auf einer konsequenten Neuordnung der Verkehrsflächen. Straßen und Parkplätze werden neu organsiert und grossflächig umgewidmet, stattdessen wird ein blaugrünes Netz durch das Quartier gezogen, welches neue Begegnungsräume für die Bewohner schafft und dabei Stadtklima, Aufenthaltsqualität und Biodiversität im Quartier maßgeblich verbessert. Die Verkehrsflächen werden auf zwei effiziente Erschließungsloops reduziert, welche die innere Orientierung und Hierarchisierung im Quartier verbessern und das Verkehrsaufkommen maßgeblich reduzieren. Die vorhandenen Blockstrukturen werden behutsam ergänzt um Stadträume besser zu fassen und eine klare Zuordnung und Hierarchisierung der Freiräume zu gewährleisten. Hybride Mobilityhubs akzentuieren öffentliche Plätze, das Zentrum wird mit nutzungsgemischten Sockeln gerahmt und verdichtet. Am Rand wird das Motiv der Solitärbauten fortgeführt, die großzügigen Höfe werden mit Townhouses typologisch gemischt. Die Straße am Nuthetal wird baulich gefasst und zu einer lebendigen Stadtstraße weiterentwickelt.

Bild: Octagon

Beurteilung durch das Preisgericht:

Das städtebauliche Konzept respektiert den vorhandenen Bestand an Bebauung und Frei­raum. Vorhandene Hofstrukturen werden in einigen Bereichen logisch ergänzt. Das Zentrum mit dem Marktplatz bekommt durch die So­ckeleinfassung der Hochhäuser und ergänzen­de Gemeinschaftsbauten eine urbanere räumli­che Fassung. Die räumliche Neugestaltung des Quartiersauftaktes am Magnus-Zeller-Platz auf Kosten des Abrisses von zwei Wohnhäusern ist hingegen wenig überzeugend.

Für den ergänzenden Bau von ca. 800 Wohn­einheiten werden unterschiedliche Haustypen vorgeschlagen, darunter eine Reihenhausbe­bauung innerhalb der vorhandenen Wohnhöfe und gruppenförmig angeordnete Würfelhäuser an der Peripherie der Bebauung.

Der Zusammenhang des Freiraumsystems wird durch die Betonung grüner Bänder gestärkt, die zum einen als ökologisch wertvolle Grün­räume und zum anderen durch wohnungsna­he Freizeitangebote entwickelt werden. Das Schlaatz-Wäldchen und der Nuthepark wer­den zu einem Grünen Rand weiterentwickelt. Die Durchdringung von orthogonalem Städte­bau und fließendem Freiraum, die bisher den Schlaatz charakterisiert, könnte bei der Ausdif­ferenzierung der grünen Bänder und der woh­nungsnahen Freiräume stärkere Beachtung finden. Eine klarere Zonierung des Freiraum­systems wäre ebenfalls wünschenswert.

Entlang der beiden Erschließungs-Loops wer­den Quartiersgaragen angeordnet, die gleich­zeitig wohnungsnahe Dienstleistungen anbieten.

Eine schrittweise Umsetzung des Erneuerungs­konzepts ist möglich, ohne die vorhandenen Wohnmilieus grundhaft zu stören. Die vorge­schlagene Typologie hat den Vorteil, dass der Bestand unberührt bleibt und die Vielfalt der Wohnformen zur Förderung gemischter Nach­barschaften größer wird.

Insgesamt wird anerkannt, dass sich die Verfasser sensibel mit den vorhandenen Qualitäten des Wohngebiets auseinandergesetzt haben und vielfältige Anregungen für die wei­tere Diskussion mit der Bewohnerschaft über die Zukunft ihres Wohnmilieus geben.

Bild: Octagon

Überarbeitungshinweise durch das Preisgericht:

  • Das Freiraumkonzept, insbesondere die grünen Finger, ist deutlicher herauszuarbeiten. Der orthogonale Städtebau des Schlaatz wird heute von einem fließenden Landschaftsraum überlagert. Dies wird als große Qualität angesehen. Ein neues Konzept für die Grundstruktur der Freiflächen muss daher kritisch überprüft werden.
  • Die Standorte, Setzung und Dichte der Reihenhäuser in den Innenhöfen prüfen.
  • Die mit Würfelhäusern beplanten Quartierseingänge sind zu überprüfen und markanter zu gestalten.
  • Das Planung für den Magnus-Zeller-Platz ist kritisch zu überdenken.

Die Präsentationspläne

Je eine Anerkennung erhielten:

Bild: Czerner Göttsch Architekten

Beurteilung durch das Preisgericht:

Die Arbeit steht unter dem Motto einer inte­grativen, klimaschutzgerechten Stadtentwick­lung. Daher folgen die Verfasser dem Ansatz, durch eine Erhöhung des Grünflächenanteils in Verbindung mit Dachbegrünungen und Fassa­denbegrünungen einen Ausgleich für die Be­bauung zu erzielen und klimaneutral zu wer­den.

Grundsätzlich ist dieser Ansatz begrüßenswert, allerdings bleibt der Ansatz in den vorhande­nen Strukturen stehen und gibt keine Antwor­ten auf die städtebauliche Weiterentwicklung des Schlaatz. Die vorgeschlagenen Aufstockun­gen zur Erhöhung des Wohnungsbauanteils sind moderat, dafür allerdings sehr aufwän­dig und kostenintensiv und erzeugen dabei nur wenig Flächen- und Nutzungsgewinn. Flexibel nutzbare Erdgeschosszonen werden in den Stirnbauten vorgehalten.

Die Kopfbauten und Aufstockungen suggerieren eine formale Neuinterpretation des Gebietes, ohne allerdings eine Weiterentwicklung aus­zuformulieren. Die Neuinterpretation des Zen­trums mit einer neuen Markthalle mit unter­schiedlichen Nutzungen ist in dieser Form nachvollziehbar und kann diesen Ort sinnvoll gliedern.

Für die Käthe-Kollwitz-Siedlung werden keine Aussagen zur Entwicklung getroffen. Der vor­handene Baumbestand wird sensibel integriert und die Lange Linie mit vielfältigen Angeboten wie Sport, Spiel, Gartenräumen für alle Nut­zergruppen aufgewertet. Die Anbindungen an die Nuthe sind nachvollziehbar und gut gelöst. Dieser Ansatz wird vom Preisgericht positiv gewürdigt. Leider werden kaum Aussagen zu neuen Erschließungsformen des Wohngebietes und zu einem Mobilitätskonzept getroffen.

Die Präsentationspläne

Bild: Löffler Kühn

Beurteilung durch das Preisgericht:

Die Arbeit 1009 setzt auf eine punktuelle Set­zung von Wohntürmen an ausgewählten Or­ten im Wettbewerbsgebiet und möchte damit eine Schaffung von räumlichen Schwerpunk­ten im Quartier anregen. Gepaart werden die Wohntürme mit flachen, großvolumigeren Ein­heiten mit bspw. Gewerbe, einer Markthalle am Schlaatzer Markt oder einer Kita. Sie fassen die Räume hier zu Plätzen. Die Typologie des Wohnturms und die Auswahl der Orte werden generell positiv gesehen. Sie akzentuieren den Verlauf der Langen Linie.

Es wird jedoch kritisch hinterfragt, ob die Schaffung von mehreren Zentren tragbar ist und ob sie eine Zentrumsbildung um den Markt und den Zeller Platz schwächen. Die Ausarbeitung und Detailierung der Zentren sind mangelhaft und/oder nicht dargestellt.

Eine Abfolge von Plätzen rahmt die neuen Zen­tren entlang der langen Linie. Verbunden sind sie über eine Städtischen Boulevard bestanden mit einer 4-reihigen Alleepflanzung. Diese Ty­pologie wird als sehr kritisch betrachtet, steht sie doch im harten Kontrast zur ursprünglichen Idee der Planungen am Schlaatz eines grünen, fließenden öffentlichen Raums. Bestehender Altbaumbestand wird zugunsten einer stram­men Allee negiert und entfernt. Das scheint nachhaltig und ökologisch nicht sinnvoll und widerspricht der Eigenart und dem Charakter der Planung des Wohngebiets am Schlaatz. Auch die Flutung des Nuthe-Wäldchens mit einem See wird als unrealistisch betrachtet. Es entsteht kein reeller Mehrwert durch einen See für den ein erheblicher Altbaumbestand gerodet werden muss.

Angaben zur Gestaltung der Höfe fehlen gänz­lich, wie auch Aussagen zur Anknüpfung an bestehende benachbarte Straßen und Freiräu­me, wie auch die Plätze um die Wohntürme und Gewerbeeinheiten nur angedeutet sind. Die Arbeit vermisst hier eine adäquate Bearbei­tungstiefe. Die Strukturierung des Verkehrs mit Stichstraßen in Kombination mit wenigen um­laufenden Straßen wird als positiv betrachtet, da Teile der inneren Langen Linie so vom Ver­kehr befreit werden können. Die Chance, den ruhenden Verkehr aus den Höfen zu bekom­men, wird nicht ergriffen. Hier mit Parkhäusern zu arbeiten, scheint unrealistisch und wird im Preisgericht kritisch diskutiert. Aussagen zu visionären Park und Verkehrskonzepten fehlen, Vorschläge zu alternativen Mobilitätsangeboten werden nicht erbracht.

Es fehlen Aussagen zum diversen Wohnungs­angebot und Flächen für soziale Infrastruktu­ren im entsprechenden Umfang werden nicht aufgezeigt. Generell ist die Arbeit wenig durch­gearbeitet und verharrt in einer Idee und Ges­te ohne reelle Anknüpfungspunkte zu klären und Freiraumqualitäten darzustellen. Der Arbeit fehlen die große Vision, die den Schlaatz wirk­lich zukunftsfähig macht und ihm ein wirkli­ches positives Image verschafft. Er hält sich in Andeutungen zurück und vermittelt ein fal­sches Bild von Zentralität über einen Boule­vard, der existierende Strukturen und Ideale negiert und mit einer neuen rigiden Struktur überlegt, die dem Ort fremd erscheint. Auch zum Umgang mit der Käthe-Kollwitz-Siedlung werden keine Aussagen getroffen.

Trotz all dieser Kritik sieht das Preisgericht in dem Grundkonzept der dezidierten räumlichen Schwerpunkte verbunden mit der Typologie der Wohntürme einen wertvollen Beitrag.

Die Präsentationspläne

Weitere Entwürfe:

Bild: Winkens Architekten

Beurteilung durch das Preisgericht:

Der Schlaatz benötigt ergänzenden Wohnungs­bau für andere Bedarfe, als sie der heutige Bestand erfüllt. Diese Aufgabe der Auslobung beantwortet der Entwurf dezidiert und in ver­gleichbar großem Maße. Die systematische Füllung der Innenräume der vorhandenen Blöcke mit neuen Häusern beeinträchtigt je­doch deren bisherige Qualität erheblich. Auch wenn die Abstandsflächen gewahrt sein mö­gen, so würde der bisher großzügige Charakter der Höfe verloren gehen. Zusätzliche Erschlie­ßungsbedarfe würden zudem die schon bisher unklare Zugänglichkeit der einzelnen Häuser verstärken. Die Nachverdichtung im Käthe- Kollwitz-Quartier mit Punkthäusern erscheint zu schematisch. Die räumliche Fassung des Schlaatzer Marktes mit kräftigen Bauten wird dagegen positiv beurteilt.

Die Verfasser kompensieren den mit ihrem Entwurf einhergehenden Verlust an wohnungs­nahen Grünflächen mit Gemeinschaftsgärten in den beiden Langen Linien. Das Preisgericht kritisiert diese starke Verschiebung von öf­fentlicher und privater Konnotation der Frei­flächen. Auch wird die vorgeschlagene Grund­struktur einer rasterförmigen Baumpflanzung im gesamten bebauten Schlaatz – in Kontrast zum freieren Landschaftstypus im Bereich der Schul- und Sportanlagen, des Wäldchens und der Nuthe-Aue – als ein starkes Konzept er­kannt. Das Preisgericht schätzt jedoch an der räumlichen Struktur des Schlaatz die Überla­gerung von orthogonal ausgerichteten Baublö­cken mit „frei fließenden“ Landschaftselemen­ten. Diese Grundstruktur sollte nicht verloren gehen.

Bei Würdigung des Ansatzes einer starken Nachverdichtung kann dennoch die grundsätz­liche Neukodierung der räumlichen Struktur nicht überzeugen.

Die Präsentationspläne:

Bild: IND und Skala Landschaft mit Loop

Beurteilung durch das Preisgericht:

Der Schlaatz benötigt ergänzenden Wohnungs­bau für andere Bedarfe, als sie der heutige Bestand erfüllt. Diese Aufgabe der Auslobung beantwortet der Entwurf dezidiert und in ver­gleichbar großem Maße. Die großen Blöcke werden geschlossen, ergänzt, auch in Teilen aufgestockt und mit unterschiedlichen Bau­strukturen im Inneren ergänzt. Die bisher wei­ter offenen Höfe werden zu Großblöcken monumentalisiert. Um die vorhanden Erdge­schosswohnungen zu schützen, werden in Tei­len Vorgärten vorgelagert. Dieser Ansatz wird weiter geklärt, man kann auch sagen radikali­siert, indem alle öffentlichen Flächen klar als Straßenräume definiert werden. Da diese doch sehr großzügig dimensioniert sind, scheinen die Großblöcke auf ihnen zu schwimmen, wenn die gegenüberliegende Fassung ausbleibt.

Die Straßenbahn wird bei diesem Entwurfsan­satz konsequent bis an den Marktplatz geführt (wenn auch technisch so kaum machbar), die räumlichen Skizze der Langen Linie illustriert den Umbau von der Vorstadt zur Kernstadt.

Das Preisgericht debattiert diesen Vorschlag der Neukodierung einer Siedlung der Moderne, die bislang durch ein fließendes Landschafts­konzept charakterisiert wird, intensiv. Auch wenn die Auslobung solch grundsätzliche Neu­interpretation des Stadtteiles Schlaatz heraus­gefordert haben sollte, so manifestiert sich im Preisgericht die Überzeugung, dass ein behut­samer Umgang mit dem vorhandenen räum­lichen Charakter geboten ist. Vor allem sollte die Grundstruktur der Einbettung in die Land­schaft nicht verloren gehen. Die punktuelle Einmündung der Nuthe ins Innere des Stadt­teils, wie es die Verfasser vorschlagen, kann das nicht kompensieren.

Die Präsentationspläne:

Bild: Kirsch Bremer und Studio Sörensen

Beurteilung durch das Preisgericht:

Die Antwort der Verfasser auf die Notwendig­keit zusätzlicher Wohnungstypen besteht weit­gehend in der Aufstockung des Bestandes. Die­se Lösung respektiert zwar den Charakter des Schlaatz und könnte zu charmantem Umbauen und Weiterbauen der einzelnen Häuser führen, was durchaus anerkannt wird, es widerspricht aber leider grundlegend den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sozialen Wohnungsbaus in Potsdam. Wenn dies als Strategie für den langfristigen Umbau des Bestandes zu sehen wäre, dann würde für den aktuellen Bedarf die Lösung fehlen.

Der landschaftsarchitektonische Beitrag ver­bleibt leider in schematischen Chiffren. Diese deuten jedoch an, dass der vorhandene Cha­rakter einer starken Durchgrünung mit Bäumen noch verstärkt werden könnte. Dabei wird je­doch der Einsatz von Nadelgehölzen sehr kri­tisch gesehen.

Das Preisgericht schätzt die Behutsamkeit des Ansatzes, auf diese Weise vorgetragen sieht es aber darin nicht die Lösung für die gestellten Aufgaben.

Die Präsentationspläne:

Bild: Hemprich Tophof und TOPOS Stadtplanung

Beurteilung durch das Preisgericht:

Einzelne Ergänzungen der vorhandenen Bau­blöcke an Ecken und offenen Enden integrie­ren den Neubaubedarf umsichtig und sparsam. Die Verfasser gehen sehr behutsam mit dem Schlaatz um. Dies wird vom Preisgericht ge­würdigt. Die neuen Setzungen am Magnus-Zel­ler-Platz und die vorgeschlagenen „Wohnso­fas“ am Quartierszentrum können jedoch nicht überzeugen. Das Preisgericht vermisst hier ei­ne Neuinterpretation bzw. stärkere Akzentuie­rung der weiten offenen Räume an diesen Or­ten und auch zusätzlichen Charme bei den gewählten Typologien der Hochbauten.

Die Entlastung der Höfe von Stellplätzen und deren Konzentration in den Straßenräumen würde einen umfassenden Umbau der Frei­flächen bedeuten, auch bei der vorgetragenen Strategie der niedrigintensiven Eingriffe.

Das Preisgericht schätzt die Behutsamkeit des Ansatzes, auf diese Weise vorgetragen sieht es aber darin nicht die Lösung für die gestellten Aufgaben.

Die Präsentationspläne: