Wir stellen vor: Die Fachjury

Unter dem Motto „Schlaatz_2030“ ist im September 2021 ein europaweiter Wettbewerb zur Umgestaltung und Weiterentwicklung des Stadtteils ausgelobt worden. Neun Büros für Architektur, Stadtplanung und Landschaftsplanung haben sich mit ihren Entwürfen beteiligt. Am 11. Januar begutachtet und bewertet eine Jury bestehend aus externen Architekten und Landschaftsarchitekten sowie Vertretern der Wohnungsunternehmen Am Schlaatz und der Stadtverwaltung die Entwürfe.

Wir stellen hier die externen Fachpreisrichter vor.

Anna Popelka betreibt zusammen mit Georg Poduscha und ihrem Team das Büro PPAG architects (Wien/Berlin). Seit der Gründung 1995 arbeiten sie kontinuierlich im Feld der Forschung und Entwicklung von Architektur im weitesten Sinn, mit dem Anspruch, Innovation auch zu realisieren.
Von Möbelbau bis Städtebau werden die jeweiligen Erkenntnisse von einem zum anderen Projekt quergenützt und weiterentwickelt.  Jede Aufgabe wird prototypisch angegangen.

Foto: Anna Sophia Rußmann

Obwohl bewusst das gesamte Feld der Architektur bearbeitet wird, haben sich in den letzten Jahren Schwerpunkte im Wohn- und Bildungsbau ergeben, wie der Wohnhügel Europan 6 und der Bildungscampus Sonnwendviertel in Wien, die Slim City in Aspern oder die Sekundarschule in Sauland (Norwegen), aber auch spezielle Projekte wie das Büro- und Geschäftshaus Pah-Cej-Kah oder das Restaurant Steirereck. Zuletzt wurden in Berlin ein Wohn- und Bürohaus in der Lützowstraße und in Wien das Quartiershaus OPEN UP! sowie die Volks- und Berufsschule Längenfeldgasse fertiggestellt. In Berlin bauen PPAG derzeit ein Schulgebäude für eine integrierte Sekundarschule und ein Gymnasium in der Allee der Kosmonauten.

Das Büro erhielt zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen, darunter den Preis der Stadt Wien für Architektur, den Adolf-Loos-Staatspreis für Design, den Hans-Hollein-Kunstpreis für Architektur und die mehrmalige Nominierung für den Mies van der Rohe Award der Europäischen Union.

Anna Popelka zum Schlaatz:

„Der Stadtteil Am Schlaatz in Potsdam hat enorm viel Potential. Bestehende Qualitäten, wie stadträumliche Großzügigkeit und Freiraumqualität, sind unübersehbar. Besonders gerne wohnt man hier trotzdem nicht. Im laufenden Verfahren soll die Plattenbausiedlung mit Schwerpunkt Wohnen zeitgemäß und zukunftstauglich konvertiert und nachverdichtet werden. Sechzig Akteure wurden dafür an einen Tisch gebracht. Wenn alles gut zusammenspielt und entsprechende Vorschläge von den PlanerInnen kommen, könnte hier integrativer, lebendiger, gemischt genutzter, produktiver schöner Ort entstehen, nachhaltig und sozial gerecht, in dem Menschen in all ihrer Unterschiedlichkeit gerne leben und bleiben. Das erfordert ein Neues Denken, dazu gehört auch, dass manches anders aussehen darf als vorher, dazu gehört Irritation, oder wie Ursula von der Leyen es sinngemäß ausgedrückt hat: „Wir müssen dem Wandel ein Gesicht geben…“. Eine große Challenge wird sein, die Schnittmenge aller Wünsche mit der dafür erforderlichen Kompromisslosigkeit in Einklang zu bringen. Aufgrund der typologischen und morphologischen Ähnlichkeiten mit anderen Quartieren erwarte ich zumindest in Aspekten durchaus generalisierbare, übertragbare Lösungen. Jedenfalls eine komplexe Aufgabe und ein spannender Prozess!“

  • 1964 geboren in Hannover
  • Ausbildung zum Baumschulgärtner, Bad Zwischenahn
  • Studium der Landschaftsarchitektur, Weihenstephan
  • Mitarbeit in Landschaftsarchitekturbüros in Hamburg und Bremen
  • seit 1993 Geschäftsführer des Büros Adam + Partner
  • 1995 Eintragung in die Architektenkammer Brandenburg (BA 1645 – 95 – 1 – L)
  • 2001 Gründung des Büros Marcel Adam – Landschaftsarchitekten
  • seit 2007 Mitglied im Ausschuss für Wettbewerbe und Vergabe
  • seit 2017 Mitglied Bund Deutscher Landschaftsarchitekten BDLA
  • seit 2017 Vorstand der Architektenkammer Brandenburg
  • seit 2017 Vorsitzender Ausschuss Wettbewerb und Vergabe AK Brandenburg

Marcel Adam zu seiner Aufgabe als Jurymitglied im Rahmen des Masterplanverfahrens:

„Als Landschaftsarchitekt ist mir neben der Bedeutung der Freiraumqualität im Wohnumfeld auch der sensible Umgang mit den naturräumlichen Potentialen und die Anbindung / Vernetzung mit der Stadt wichtig.“

Sophie Wolfrum hat Raumplanung in Dortmund studiert und absolvierte das Technische Referendariat für Städtebau in Hessen. Nach verschiedenen Tätigkeiten in der Verwaltung in Deutschland und Tansania gründete sie in Partnerschaft mit Prof. Alban Janson 1989 das Büro für Architektur und Stadtplanung. Sophie Wolfrums Projekte sind mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, so erhielt ihr Büro den Deutschen Landschaftsarchitektur-Preis und ist zweifacher Preisträger des Deutschen Städtebaupreises.

Foto: Alessandra Schellnegger

Zwischen 2003 und 2018 war sie Professorin für Städtebau und Regionalplanung an der Fakultät für Architektur der TU München. Ihre neuste Publikation „Die Stadt als Architektur“ mit Alban Janson ist 2019 in Basel erschienen. Sophie Wolfrum ist Mitglied der Gestaltungsbeiräte Heidelberg, Wiesbaden, Kirchheim unter Teck, Campus Deutsche Bundesbank Frankfurt sowie des  Gestaltungsrates Potsdam.

Frau Wolfrum, mit welchem fachlichen Blick betrachten Sie Stadtteile?

Der Stadtteil ist der Ort in der Stadt, an dem Menschen zu Hause sind. Stadteile sind die Orte des alltäglichen Lebens. Dafür müssen sie taugen und dem Alltag den nötigen Service bieten: alltägliche Daseinsvorsorge. Aber sie müssen auch besondere Orte sein, die diese affektive Zuwendung ihrer Bewohner möglich machen und verdienen. Die Qualitäten dieser Besonderheit kann man stärken und ausbauen. Neben dem alltäglichen haben Stadtteile auch eine längere städtebauliche Geschichte, die mit dem Leben und der Biographie ihrer Bewohner verbunden ist, einerseits. Zugleich ist diese Geschichte Teil der Entwicklung der ganzen Stadt, mit der sie eng vernetzt sind. Architektur, Landschaft, Bäume, Straßen, Wasser, Gärten und noch viel mehr macht die Eigenart eines Stadtteils aus. Alle diese Tausend Einzelheiten verdienen unsere Aufmerksamkeit und Zuwendung. Aber um den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen, brauch die vielen Akteure vor Ort eine gemeinsame räumliche Strategie. 

Geboren 1967, Freischaffender Landschaftsarchitekt. Studium der Landschaftsarchitektur an der GHS Essen. Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Fernuniversität Hagen. 1990-1992 Aufenthalt in Italien und Frankreich. 1995 – 1999 Mitarbeit bei GOEP, ab 1999 bei RMP Landschaftsarchitekten. 2001 Eintritt in die Partnerschaft RMP Landschaftsarchitekten. Seit 2004 Inhaber des Büros RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten. 2004 bis 2007 Mitglied im Gestaltungsbeirat der Stadt Köln.

Foto: Roman Mensing

Seit 2006 Mitglied im Sachverständigenausschuss der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. 2009 und 2010 Tätigkeit als Dozent im Rahmen des Studienprogramms Redevelopment / Design und Management der RWTH International Academy Aachen. 2013 bis 2019 Mitglied im Gestaltungsbeirat der Stadt Aachen. 2014 wurde Stephan Lenzen zum Vizepräsidenten des Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (BDLA) ernannt. Von 2015 bis 2020 war er im Gestaltungsbeirat der Stadt Mainz tätig. Seit 2015 Lehrauftrag an der FH Dortmund, Fachbereich Architektur/ Städtebau. Seit 2016 Mitglied in den Gestaltungsbeiräten Trier und Neuss sowie im wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft. Seit 2020 Mitglied im Gestaltungsbeirat der Stadt Potsdam. Im April 2021 wurde Stephan Lenzen zum Honorarprofessor an die FH Dortmund im Fachbereich Architektur / Städtebau berufen. Stephan Lenzen lebt in Köln.

Stephan Lenzen über seine Rolle als Jurymitglied im Rahmen des Masterplanverfahrens:

„Ich betrachte und bewerte die Entwürfe immer aus dem Blickwinkel der öffentlichen Freiräume und dabei sind mir ihre generationsübergreifende Tauglichkeit, ihre kommunikative und identitätsstiftende Qualität, die Berücksichtigung ökologischer sowie klimatischer Aspekte und natürlich auch die ästhetisch, gestalterischen Stärken wichtig.“

Das Büro  StadtBüro Hunger, Stadtforschung und -entwicklung, hat in über 30 Städten in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern sowie für Berliner Stadtbezirke integrierte Entwicklungskonzepte auf gesamtstädtischer und Stadtteilebene erarbeitet.

Ausgewählte Projekte:

  • Rahmenplan Innenstadt – im Auftrag der Universitäts- und Hansestadt Greifswald.
  • Städtebauliche Rahmenplanung Berlin Friedrichsfelde – integriertes Entwicklungskonzept zur Vorbereitung ergänzender Wohnungsbauvorhaben im Auftrag des Bezirkes Berlin-Lichtenberg
  • Integriertes Entwicklungskonzept für das Quartier „Am Stegenwald“ in Lugau im Auftrag der Wohnungsgenossenschaft Oelsnitz

Fokus: Weiterentwicklung von Großsiedlungen

Im Zuge des Stadtumbauprogramms hat das Büro in über 20 Städten der neuen Länder Integrierte Entwicklungskonzepte für die großen industriell errichteten Wohngebiete erstellt. Das Büro hat enge personelle Verflechtungen mit dem Kompetenzzentrum Großsiedlungen e.V. Projekte, an denen das Büro maßgeblich beteiligt war:

Bauen in Nachbarschaften – ergänzender Wohnungsbau in Großsiedlungen

Prinzipien für den Bau neuer Großsiedlungen